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Europa-SPD
11. November 2021

„Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat beseitigen“

Abgeordnete wollen SLAPP-Einschüchterungsklagen eindämmen

Von Tiemo Wölken

Strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung, sogenannte SLAPP-Klagen, werden in der Europäischen Union vermehrt eingesetzt, um Whistleblower*innen und öffentliche Kritiker*innen einzuschüchtern. Das EU-Parlaments fordert deshalb heute in einem Initiativbericht von der EU-Kommission, einen Rechtsakt gegen solche missbräuchlichen Klagen vorzulegen. SLAPP steht für „strategic lawsuit against public participation“.


Tiemo Wölken, Berichterstatter im Rechtsausschuss und rechtspolitischer Sprecher der S&D-Fraktion:

„SLAPP-Klagen kosten Zeit, Nerven und unheimlich viel Geld: Mächtige Einzelpersonen und Organisationen gehen immer häufiger mit Einschüchterungsklagen gegen Aktivist*innen und Journalist*innen vor. Bei diesen Klagen geht es den Kläger*innen weniger darum recht zu bekommen, sondern Journalist*innen, NGO und Aktivist*innen zu schikanieren und unter enormen psychischen Druck zu setzen. Das Ziel ist, sie aktiv davon abzuhalten, ihre teils investigative Arbeit öffentlich zu machen. Somit sind SLAPP-Klagen eine klare Gefahr für die Demokratie und den Rechtsstaat. Diese Klagen missbrauchen unser Justizsystem, untergraben das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und müssen deswegen verhindert werden.

Für uns Sozialdemokrat*innen ist klar: Wir müssen europäische Werte wie die Meinungs- und Informationsfreiheit schützen. Freie und kritische Berichterstattung ist Teil jeder Demokratie und somit auch ein Teil der Union. Unsere Gerichte dürfen nicht als Spielwiese für mächtige Unternehmen und Politiker*innen dienen.

Im Bericht machen wir einen Vorschlag, wie insbesondere länderübergreifende SLAPP-Klagen eingedämmt werden können. Wir fordern die EU-Kommission auf, eine verbindliche Richtlinie über gemeinsame und wirksame Schutzmaßnahmen in der Union auf den Weg zu bringen, in der Mindeststandards für den Schutz vor SLAPP-Klagen festgelegt werden. Wir brauchen eine klare EU-weite Definition von SLAPP-Klagen, einschließlich einer Definition des Begriffs der öffentlichen Beteiligung an einer Angelegenheit von öffentlichem Interesse. Denn nur so können wir sicherstellen, dass SLAPP-Klagen überall in der EU einem Mindeststandard unterliegen und die Richtlinie ihren Zweck erfüllt. 

Wir Sozialdemokrat*innen setzen uns dafür ein, alle Akteur*innen in der öffentlichen Debatte vor Einschüchterungsklagen zu schützen. Ein europäischer Rechtsakt sollte klarstellen, dass Kläger*innen bei Zivilverfahren mit Bezug zur öffentlichen Debatte beweisen müssen, dass der Rechtsweg nicht missbraucht wird. Wir fordern darüber hinaus, einen EU-Fonds für die juristische Unterstützung der Opfer von Einschüchterungsklagen sowie eine zentrale Anlaufstelle für Beratung und Rechtshilfe einzurichten.“

Die EU-Kommission hat bereits angekündigt, auf die Forderungen des Parlaments eingehen zu wollen.

  • Pressekonferenz zu SLAPP-Einschüchterungsklagen direkt nach der Abstimmung: Die Abgeordneten Tiemo Wölken (S&D, DE) und Roberta Metsola (EVP, MT) werden am heutigen Donnerstag, 11. November 2021, um 14 Uhr über ihren Parlamentsbericht sprechen. Wo?: Europäisches Parlament in Brüssel, Anna-Politkowskaja-Pressekonferenzraum (0A50), Paul-Henri Spaak-Gebäude. Möglich sind physische und Online-Teilnahme.
    Journalist*innen, die online Fragen stellen möchten, müssen sich vorab über Interactio anmelden: https://broadcaster.interactio.eu/join/66e2-hy1p-1w4u Akkreditierte Medienvertreter*innen können mit einem digitalen COVID-Zertifikat der EU das Parlament betreten. Die Pressekonferenz wird live per Webstream übertragen und im Multimediazentrum des Parlaments aufgezeichnet.

Tiemo Wölken

Niedersachsen

Ausschuss für Umweltfragen, Öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Rechtsausschuss
Unterausschuss für Gesundheit

 tiemo.woelken@europarl.europa.eu 0032 228 45431 

Jan Rößmann

Pressesprecher der SPD-Europaabgeordneten

 jan.rossmann@europarl.europa.eu 0032 473864513 

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