26.10.2016

Austauschprogramme sichern statt einseitige Reichenförderung

Eine Mehrheit der Europaabgeordneten hat am Mittwoch in einer Resolution zur Finanzplanung der EU dafür gestimmt, allen Unions-Bürgern zum 18. Geburtstag ein Interrail-Ticket zu schenken. „Gut, dass auch andere Fraktionen im Europaparlament endlich über die Mobilität junger Menschen in Europa sprechen. In der Europäischen Union gibt es dafür allerdings wesentlich bessere Programme als diesen unausgegorenen und populistischen Vorschlag eines Interrail-Tickets“, betont Petra Kammerevert, Sprecherin der Sozialdemokraten im Kulturausschuss. „Bei einer Umsetzung dieser fixen Idee wäre die Bahnfahrt durch Europa teilweise bezahlt, ohne Konzept oder pädagogische Betreuung. Auch ist der Vorschlag sozial unausgewogen. Letztendlich bevorzugt dieser Schnellschuss reichere Nordeuropäer, schließlich finanzieren die Bahnfahrten noch keine Unterkunft oder Verpflegung. Wir würden so mit Steuermitteln den Jugendlichen teilweise einen netten Urlaub finanzieren. Das klingt sexy, ist aber keine nachhaltige Investition.“ „Wir haben mit Erasmus Plus ein gut funktionierendes Programm, das Schüler und Schülerinnen, Azubis und Studierende die Europäische Union persönlich erleben lässt“, sagt die SPD-Europaabgeordnete Petra Kammerevert. „Anstatt kontraproduktive Ideen wie den Interrail-Pass anzugehen, sollten wir das dazu notwendige Geld in die erwiesenermaßen wirksamen Mobilitäts- und Austauschprogramme investieren. Dabei geht es um den Jugend-, Studierenden- oder Schüleraustausch, um Praktika für junge Auszubildende oder den Freiwilligendienst, der durch Erasmus Plus ermöglicht wird. Ziel muss es sein, über dieses Programm mittelfristig jedem Jugendlichen unter 25 Jahren eine Auslandserfahrung zu ermöglichen.“ „Mit Erasmus Plus können gezielt sozial Schwächere und Jugendliche aus mittleren Bildungsschichten durch auf sie zugeschnittene Angebote gefördert werden. Dabei werden sie regelmäßig pädagogisch begleitet und gezielt angesprochen“, so Petra Kammerevert. „Erasmus Plus ist eine Investition in die Zukunft unserer Kinder, aber das Geld dafür reicht hinten und vorne nicht. Regelmäßig müssen sehr gute Erasmus-Projekte abgelehnt werden, weil die Mittel nicht ausreichen.“ „Wir dürfen nicht zulassen, dass das bessere Erasmus Plus zugunsten eines unsinnigen Schnellschusses ins Hintertreffen gerät. Ersten Schätzungen zu Folge kann die Interrail-Initiative bis zu 1,5 Milliarden Euro jährlich kosten. Das ist mehr als die Hälfte des Jahresbudgets für Erasmus Plus in 2017. Wo dieses Geld herkommen soll, ist zudem unklar. Sollten die Mitgliedstaaten bereit sein, jährlich 1,5 Milliarden Euro mehr in den Haushalt zu geben, wären die Mittel in jedem Fall für Erasmus Plus besser aufgehoben und wird dort dringender benötigt. Ich bin nicht bereit, ineffiziente Initiativen zu unterstützen und damit denjenigen einen Schlag ins Gesicht zu versetzen, die seit langem, größtenteils ehrenamtlich, für die Mobilität junger Menschen arbeiten und dabei um jeden Cent endlos ringen müssen“, so Petra Kammerevert. Weitere Informationen: Büro Kammerevert +32 228 45554, und Jan Rößmann (Pressesprecher) +32 473 864 513