30.09.2015Chancen und Risiken müssen im Einklang stehen Die Europäische Union will Finanzierungslücken für kleine und mittlere Unternehmen durch die Schaffung einer grenzüberschreitenden EU-Kapitalmarktunion schließen. Zur Ankurbelung der Kreditvergabe an die Realwirtschaft hat der britische EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill deshalb am Mittwoch in Brüssel unter anderem einen Aktionsplan sowie einen Gesetzesvorschlag für Verbriefungen vorgestellt. Das sind von Banken vergebene Kredite, die gebündelt an Investoren weitergegeben werden. "Der Ansatz, neue Finanzierungsquellen für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen, ist grundsätzlich richtig. Denn wir verschwenden Potential, wenn Unternehmen in vielen Mitgliedstaaten der EU mit innovativen Ideen keine Geldgeber finden", so die erste Einschätzung von Peter Simon, SPD-Europaabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses. "Allerdings müssen die Chancen und Risiken im Einklang stehen." Genau hingeschaut werden müsse deshalb bei der konkreten Ausgestaltung der jetzt von der EU-Kommission angedachten sogenannten "einfachen, transparenten, standardisierten" Verbriefungen. Laut Kommissionsvorschlag sollen Banken und Versicherungen, wenn sie in diese Papiere investieren, weniger Eigenkapital zur Absicherung der Risiken vorhalten. "Das ist nur akzeptabel, wenn diese Papiere im jeweiligen Einzelfall nachgewiesenermaßen deutlich sicherer sind als andere Verbriefungen“, stellt Peter Simon klar. „Und dieses Gütesiegel kann es nur geben, wenn auch in jedem Einzelfall gesichert ist, dass drin ist, was drauf steht. Auf keinen Fall dürfen wir die Büchse der Pandora mit undurchsichtigen, hochkomplexen und damit hochgefährlichen Schrottkrediten wieder öffnen, die wir nach der aus den USA zu uns herübergeschwappten sogenannten Suprime-Krise mühsam geschlossen haben." "Außerdem muss sichergestellt sein, dass die Finanzierung am Kapitalmarkt eine Ergänzung ist und kein Ersatz für bewährte Finanzierungssysteme wie beispielsweise durch die der Sparkassen, Volks- und Genossenschaftsbanken sowie staatlichen Förderbanken", so Peter Simon weiter. Ein weiteres Ziel der EU-Kapitalmarktunion sind mehr Investitionen in Infrastrukturprojekte. Dafür will die EU-Kommission zusätzliche Anreize schaffen. "Vor allem seitens der Versicherungen besteht großes Interesse an sicheren und langfristigen Investitionen“, unterstreicht Peter Simon. „Wenn wir hier Angebot und Nachfrage sinnvoll zusammenbringen, könnten gerade in Verbindung mit dem EU-Investitionsplan durch diese zusätzlichen Finanzierungsquellen zentrale Projekte zeitnah auf den Weg gebracht werden." "Wie so oft bei einem Plan kommt es jetzt auf die konkrete Umsetzung an“, so Peter Simon. „Die EU-Kapitalmarktunion als neues Allheilmittel für die Ankurbelung von Investitionen in Europa zu sehen, wäre zudem falsch. Ebenso wichtig ist, dass auch die sonstigen Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen zum Beispiel durch Bürokratieabbau weiter verbessert werden." Weitere Informationen: Büro Simon +32 228 47558 und Jan Rößmann +32 473 864 513 (Pressesprecher)