22.09.2015

Gewinnverlagerung von Multis kostet EU bis zu 70 Milliarden Euro pro Jahr

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist am Dienstag gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Italien, Spanien und Frankreich im Europäischen Parlament von dem TAXE-Sonderermittlungsausschuss zu staatlich organisierter Steuervermeidung, der zur Aufarbeitung der sogenannten LuxLeaks-Affäre eingerichtet wurde, befragt worden. "Der EU entgehen nach neuen Erkenntnissen des Europaparlaments allein durch Gewinnverlagerungen multinationaler Unternehmen Einnahmen in Höhe von 50 bis 70 Milliarden Euro pro Jahr“, stellt der SPD-Europaabgeordnete und Sprecher der S&D-Fraktion im TAXE-Sonderausschuss, Peter Simon, klar. „Wenn man noch steuerliche Sonderregelungen, ineffiziente Steuererhebung oder ähnliche Elemente mit einbezieht, beläuft sich der Schaden sogar auf 160 bis 190 Milliarden Euro. Das ist mehr als der Haushalt der Europäischen Union für 2015 und über die Hälfte des Haushaltes der Bundesrepublik Deutschland für 2015“, sagt Peter Simon. "Wie die Arbeit des TAXE-Sonderermittlungsausschusses offengelegt hat, ist staatlich organisierte Steuervermeidung zugunsten von Multis in vielen Ländern ein regelrechtes Geschäftsmodell. Große Verlierer sind dabei die Mitgliedstaaten, in denen diese Unternehmen eigentlich Gewinne erwirtschaften, die aufgrund der Steuersparmodelle der anderen aber in die Röhre schauen", erläutert Peter Simon. "Deshalb ist es wichtig, dass sich die Finanzminister von Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien heute vor dem Sonderermittlungsausschuss nicht nur klar von solchen Praktiken distanziert haben: Sie haben sich zudem auch öffentlich dazu bekannt, aggressive Steuerplanung europaweit - zum Beispiel durch eine einheitliche Körperschaftssteuerbemessungsgrundlage für Unternehmen - zu bekämpfen. Denn: Nationale Vorstöße reichen nicht mehr aus. Den Wildwuchs in Nachbars Steuergarten bekommt man nur durch gemeinsames Vorgehen in den Griff", stellt der stellvertretende Vorsitzende des europäischen Wirtschafts- und Währungsausschusses, Peter Simon, klar. Als ein zentrales Instrument im Kampf gegen aggressive Steuerplanung von Unternehmen sieht der Steuerexperte die Einführung eines „Country-by-Country-Reportings“, d.h. die Verpflichtung für Unternehmen, öffentlich zu machen, wie viele Steuern sie in welchem Land zahlen. "Bei der Unternehmensbesteuerung müssen zukünftig alle Karten auf den Tisch. Wenn klar ist, wo Unternehmen welche Steuern zahlen, wäre nicht nur offensichtlich, welche Länder mit Steuersparmodellen locken, sondern auch dem Prinzip des duldenden Wegschauens der anderen EU-Mitgliedstaaten würde damit ein Ende gemacht", erklärt Peter Simon. Weitere Informationen: Büro Simon +32 228 38558 und Andrea Bracht +32 473 930 060 (Pressereferentin)