16.04.2014

"Ist, wo Naturprodukt draufsteht, auch Naturprodukt drin?"

Jetzt ist es offiziell: Verbraucherinnen und Verbraucher können demnächst leider nicht mehr erkennen, ob ihr Honig Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) enthält. Das Europäische Parlament bestätigte am Mittwochabend in Straßburg das entsprechende Verhandlungsergebnis zwischen Kommission, Parlament und Rat, wonach Hersteller künftig GVO-Pollen nicht auf ihrem Honig angeben müssen. "80 Prozent der Deutschen und rund zwei Drittel der EU-Bürger sind gegen genetisch veränderte Nahrungsmittel", so Matthias GROOTE, SPD-Abgeordneter und Vorsitzender des Umweltausschusses. "Die Meinung eines so bedeutenden Anteils der Bevölkerung darf man nicht einfach ignorieren. Daher haben die deutschen Sozialdemokraten den schlechten Kompromiss abgelehnt. Die Bedenken der Menschen werden mit dem Abstimmungsergebnis schlicht und einfach übergangen – das ist ein Schlag ins Gesicht für viele Verbraucher!" "Heute ist ein schwarzer Tag für den Verbraucherschutz", zeigt sich Dagmar ROTH-BEHRENDT, SPD-Europaabgeordnete und Expertin für Lebensmittelsicherheit, enttäuscht. "Verbraucherinnen und Verbraucher wollen wissen, was bei ihnen auf den Tisch kommt. Ihnen dieses Recht zu nehmen, ist wirklich ungeheuerlich!" Die Europäische Kommission hatte 2012 in einem Vorschlag zur Überarbeitung der bestehenden Richtlinie zu Produktion und Vermarktung von Honig Pollen als natürlichen Bestandteil von Honig festgelegt und nicht als Zutat. Das hat zur Folge, dass Hersteller nicht mehr auf der Verpackung anzeigen müssen, ob der Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen stammt. Dabei hatte der Europäische Gerichtshof bereits 2011 entschieden, dass Honig, der GVO-Pollen enthält, immer entsprechend gekennzeichnet werden muss und deshalb nur als Zutat gelten kann. Das hat die EU-Kommission völlig ignoriert. Das Ergebnis der letzten Verhandlungen zwischen Kommission, Parlament und Rat war dieser Ignoranz gegen den erbitterten Widerstand der Imker gefolgt. "Es ist eine unglaubliche Frechheit von der CDU und den Liberalen, sich so derart von der Industrie lobbyieren und die Forderungen der Imker außer Acht zu lassen", so Dagmar ROTH-BEHRENDT. "Leider sind sie damit durchgekommen. Hoffentlich werden sich die Verbraucherinnen und Verbraucher am 25. Mai bei der Europawahl daran erinnern!" Weitere Informationen: Büro Roth-Behrendt +33 3881 77453, Büro Groote +33 3881 47431 und Algara Stenzel +32 473 93 00 60 (Pressesprecherin)