18.03.2014

Megatrucks belasten Europas Straßen

Sie sind fast so lang wie Flugzeuge und sollen bald auf Europas Straßen zum Alltag werden, zumindest, wenn es nach EU-Verkehrskommissar Siim Kallas ginge: bis zu 25 Meter lange und bis zu 60 Tonnen schwere sogenannte Megatrucks. "Megatrucks, nicht mit uns", so lautet das scharfe Urteil des SPD-Verkehrsexperten und Europaabgeordneten Ismail Ertug zur Abstimmung im Verkehrsausschuss am Dienstag. "Bevor die Kommission eine derart drastische Richtungsänderung der europäischen Verkehrspolitik vorgibt, muss sie klare Fakten schaffen. Bis heute sind die Auswirkungen dieser monströsen Gefährte auf Infrastruktur, Umwelt und Verkehrssicherheit völlig unklar", kritisiert Ismail Ertug die Pläne der Kommission, überlange Lkw im grenzüberschreitenden Verkehr zu erlauben. "Unsere Infrastruktur ist einfach nicht für Megatrucks gemacht. Sie sind zu schwer und zu lang für Europas Straßen und Brücken. Milliarden müssten für die Anpassung investiert werden", sagt der Sozialdemokrat. "Im Weißbuch Verkehr bekennt sich die EU außerdem klar dazu, die umweltschonenden Verkehrsträger Schiene und Wasserwege stärker fördern zu wollen", so Ismail Ertug weiter. Es sei ein großes Rätsel, wie der Einsatz von Gigalinern zu der damit im Einklang stehenden Entlastung des Straßengüterverkehrs beitragen könne. Außerdem gefährdeten die fragwürdigen Pläne wichtige Änderungen zur aerodynamischen Anpassung von Lkw, die in den Diskussionen in den Hintergrund zu geraten drohen: "Vorderstes Ziel der Richtlinienrevision ist es, Rahmenbedingungen für ein windschnittigeres Design für Lkw zu schaffen, um die Verkehrssicherheit und Kraftstoffeffizienz zu erhöhen." Der im Ausschuss verabschiedete Bericht respektiere diesen Fokus und stoppe die Einführung von Megatrucks zumindest solange, bis die Kommission eine Folgenabschätzung durchführe. "Es gibt im Straßengüterverkehr aktuell dringendere Herausforderungen als die Diskussion um Megatrucks. Besonders die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Berufskraftfahrern sowie eine erhöhte Straßenverkehrssicherheit müssten Priorität auf der politischen Agenda haben", fordert der Sozialdemokrat. In den letzten Jahren hätten sich die Sozialstandards im Güterkraftverkehr aufgrund der Liberalisierung dramatisch verschlechtert. "Mit der neuen Richtlinie können wir zumindest einen kleinen Beitrag leisten, um Komfort und Größe der Fahrerkabine zu verbessern. Nicht zuletzt aufgrund des Mangels und der schlechten Ausstattung von Rastplätzen in Europa, brauchen Fahrer dringend ausreichend Platz zum Schlafen sowie genügend persönlichen Stauraum im Fahrzeug." Das neue Lkw-Design werde künftig auch dafür sorgen, den gefährlichen "Toten Winkel" besser zu vermeiden. "Es kommt jedes Jahr zu zahlreichen tragischen Unfällen, weil Radfahrer oder Fußgänger von Lkw-Fahrern bei Abbiegevorgängen übersehen werden. Das ist nicht nur für Opfer, Angehörige und Einsatzkräfte traumatisierend, sondern genauso für die Kraftfahrer selbst. Die neuen Abmessungen erlauben dem Fahrer einen besseren Überblick darüber, was links und rechts von ihm geschieht", begrüßt Ismail Ertug den Bericht. Weil die Mitgliedstaaten sich über den Bericht uneinig sind, wird es voraussichtlich keine Einigung in dieser Legislaturperiode geben. Weitere Informationen: Büro Ismail Ertug +32 228 37547 und Jan Rößmann (Pressesprecher) +32 473 864 513 (GSM)