Tiefsee bleibt finster

Sensible Ökosysteme im Nordostatlantik wie Korallenriffe sollen vor zerstörerischen Grundschleppnetzen geschützt werden – doch leider nur in bisher unbefischten Gebieten. Dafür hat sich das Europäische Parlament am Dienstag in Straßburg ausgesprochen. Ein grundsätzliches Verbot von Grundschleppnetzen ab einer Tiefe von 600 Metern, wie es die SPD-Europaabgeordneten gefordert hatten, wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. „Ich bin enttäuscht darüber, dass die Konservativen nicht bereit waren, diesen wichtigen Schritt zu gehen. Wir wissen viel zu wenig über die Ökologie des Meeresbodens und der Tiefseearten, um eine gezielte Fischerei dort verantworten zu können“, kommentiert die SPD-Fischereiexpertin Ulrike Rodust das Abstimmungsergebnis. Die Parlamentsposition fordert, dass die Tiefseefischer nur dort fischen dürfen, wo sie bereits in den vergangenen drei Jahren aktiv waren. Um in diesen Gebieten weiter zu fischen, müssen außerdem ökologische Folgeabschätzungen vorgelegt werden. Der Kompromiss stellt außerdem klar, dass die Überfischung der Tiefseearten, die aufgrund ihrer späten Geschlechtsreife sehr empfindlich sind, eingestellt werden muss. „Das sind alles immerhin Schritte in die richtige Richtung. Nun ist der Rat gefordert mit uns mitzuziehen“, so Ulrike RODUST. Ein großes Lob zollte Ulrike Rodust den französischen Verbrauchern, die durch ihren Druck dafür gesorgt haben, dass in den letzten Tagen zwei große französische Supermarktketten Tiefseefische aus ihrem Sortiment genommen haben: „Die Politik hat heute nicht liefern können, aber die Verbraucher geben mir Hoffnung, dass wir die Lage doch noch zum Guten wenden können.“ Bevor das Europäische Parlament mit dem Ministerrat in Verhandlungen treten kann, müssen die Mitgliedstaaten sich auf eine gemeinsame Position einigen. Diese steht noch aus. Eine Verabschiedung der Verordnung noch in dieser Legislaturperiode ist daher unwahrscheinlich. Für weitere Informationen: Büro Rodust +33 3881 77502 und Algara Stenzel +32 473 930 060 (Pressesprecherin).