25.04.2013

Verpasste Chance für mehr Wettbewerb bei Wirtschaftsprüfungen

Konservative verhindern wirksame Maßnahmen Der Markt für Wirtschaftsprüfungen in der EU wird wohl weiterhin von vier großen Konzernen dominiert werden. Der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments hat am Donnerstag seine Position für zwei Gesetzesvorschläge der Europäischen Kommission zu Wirtschaftsprüfungen angenommen. Die Kommission hatte in ihren Vorschlägen für eine Richtlinie und eine Verordnung mehr Wettbewerb bei Wirtschaftsprüfern und eine bessere Qualität der Jahresabschlussprüfungen vorgeschlagen, doch die Konservativen haben die Vorschläge im Ausschuss drastisch verwässert. Bernhard RAPKAY, stellvertretender Vorsitzender der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament und Mitglied im federführenden Rechtsausschuss, zeigt sich vom Abstimmungsergebnis enttäuscht: "Der Rechtsausschuss hat sich heute mit den Stimmen von Konservativen und Liberalen für die Beibehaltung der oligopolistischen Struktur im Wirtschaftsprüfungsmarkt ausgesprochen und verwehrt damit insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen bessere Chancen auf dem Markt! Dies hätte man beispielsweise mit einer Begrenzung der Honorare für prüfungsfremde Leistungen erreichen können." "Allerdings haben wir Sozialdemokraten erfolgreich durchgesetzt, dass die Arbeitnehmermitbestimmung in Aufsichtsräten in der jetzigen Form erhalten bleibt", so Bernhard RAPKAY. "Nach dem Kommissionsentwurf wäre nicht mehr der Aufsichtsrat, in dem Arbeitnehmer vertreten sind, Auftraggeber und Ansprechpartner für Abschlussprüfungen gewesen, sondern der Prüfungsausschuss. Damit wäre das Prinzip der Arbeitnehmermitbestimmung ausgehöhlt worden. Auch konnten wir erreichen, dass die bankeneigenen Prüfungsstrukturen bei öffentlichen und genossenschaftlichen Banken wie bisher fortbestehen." Hintergrund: Der Markt für Wirtschaftsprüfungen in der EU ist derzeit oligopolistisch strukturiert, da der Marktanteil der sogenannten großen Vier (Deloitte, Ernst&Young, KPMG, PwC) bei mehr als 85 Prozent liegt - bei Prüfungen von börsennotierten Unternehmen. In Deutschland werden mehr als 90 Prozent der DAX-Unternehmen allein von KPMG und PwC geprüft. Die Prüfung von Jahresabschlüssen ist für alle mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften in Deutschland vorgeschrieben.