21.01.2014

Wir müssen ein zweites Ruanda verhindern

Hilfsorganisationen ersuchen europäisches Militär um Schutz, weil die Lage in der Zentralafrikanischen Republik zu eskalieren droht. Bei einer Anhörung im Europäischen Parlament am Montagnachmittag haben sie deshalb einen entsprechenden Entschluss der ebenfalls in Brüssel tagenden EU-Außenminister mit Erleichterung aufgenommen. "Ein militärischer Einsatz ist immer mit Risiken verbunden, eine solche Maßnahme darf erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind", gibt der SPD-Europaabgeordnete Norbert Neuser zu bedenken. Dennoch sei die Entscheidung im Fall der Zentralafrikanischen Republik richtig. "Wir müssen ein zweites Ruanda verhindern", bekräftigt der Entwicklungspolitiker. Nach Einschätzungen der Vereinten Nationen bestehe Anlass zur Sorge über einen drohenden Genozid. Der Konflikt zwischen Muslimen und Christen schwelt schon seit Langem. Bei einem Putsch im März vergangenen Jahres hatten Rebellen die Hauptstadt Bengui eingenommen. Plünderungen, auch von Krankenhäusern und Gesundheitszentren, lösten Chaos aus. Gegnerische Milizen schlugen zurück. Die Lage verschlechtert sich seitdem zusehends. Zivilisten werden angegriffen und getötet, eine Million Menschen sind auf der Flucht. Alle Hoffnung richtet sich derzeit auf eine Frau: Catherine Samba-Panza wurde von Muslimen wie Christen als Übergangspräsidentin gewählt. Sie soll das Land in geordnete Bahnen lenken und ordentliche Wahlen vorbereiten. Sie hat dazu den breiten Rückhalt der Bevölkerung. Das Vorhaben scheitert allerdings daran, dass Milizen beider Seiten ein Blutbad anrichten und die Sicherheit auch der humanitären Einsatzkräfte gefährden. "Catherine Samba-Panza, die Zivilbevölkerung und humanitäre Helfer bitten uns um Unterstützung", erklärt Norbert Neuser, "in diesem Fall ist militärische Sicherheit notwendig und sinnvoll." In einem weiteren Schritt muss der Wiederaufbau geplant werden: Die Rebellen haben das Saatgut zerstört. Die Ernährungssicherheit ist in Gefahr. Das Land kommt nur wieder auf die Beine, wenn die Bauern die nächste Ernte vorbereiten können. Ansonsten könnte den blutigen Auseinandersetzungen eine Hungersnot folgen.