06.11.2024

"Auf Trumps zweite Amtszeit mit Tatkraft und Geschlossenheit reagieren"

Donald Trump gewinnt die US-Wahl

Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA geht der republikanische Präsidentschaftskandidat und Ex-Präsident Donald Trump als Sieger hervor. Mit dem Sieg im Bundesstaat Wisconsin kommt er auf die erforderliche Mehrheit im Wahlleutegremium.

Tobias Cremer, außenpolitischer Sprecher der Europa-SPD:

"Jetzt steht es fest: Auf der anderen Seite des Atlantiks wird künftig erneut Donald Trump die US-Politik anführen. Für uns in Europa heißt das: Die sich bereits abzeichnenden, grundlegenden Trends in der amerikanischen Außenpolitik werden sich noch stärker verfestigen. Donald Trump wird voraussichtlich eine stärkere Lastenteilung im Rahmen der NATO einfordern, die Beziehungen zu Asien weiter ausbauen und den Fokus wegrichten von der traditionellen transatlantischen Achse. 

Insbesondere Europa, aber auch Deutschland werden mehr Verantwortung übernehmen müssen. Die Ukrainer:innen sind auf die Hilfe aus Europa angewiesen und wir müssen ihren Freiheitskampf weiter unterstützen, so lange wie nötig. Deshalb ist es richtig, dass wir in Deutschland die von Bundeskanzler Scholz initierte Zeitenwende weiter in die Tat umzusetzen und auf EU-Ebene bald erstmals ein Verteidungskommissar eingesetzt wird. Vor einer gestiegenen Verantwortung darf und wird sich Deutschland und die EU nicht drücken.

Ein echtes Risiko ist, dass Trump selbst zum Spaltpilz in Europa wird. Und zwar dann, wenn Europas eigene Rechtspopulisten wie Orbán und Co. versuchen, mit Trump Allianzen gegen gesamteuropäische Interessen zu schließen. Hier müssen wir als demokratische Kräfte besonders wachsam sein. Unser wichtigstes Interesse ist es deshalb, die Einigkeit und Handlungsfähigkeit Europas sicherzustellen. Denn je stärker und geschlossener Europa auftritt, desto attraktiver und unverzichtbarer sind wir auch als Partner für die USA.

Gleichzeitig erwartet die Welt und Europa nun gespannt das Auftreten Trumps auf der Weltbühne. Wird er sich genauso disruptiv und rau im Ton präsentieren, wie wir es von ihm kennen oder hat er aus seiner ersten Amtszeit gelernt? Damals hat er internationale Verträge aufgekündigt und impulsiv gehandelt. Ich kann im Sinne der transatlantischen Beziehungen und des amerikanischen Einflusses in den Konflikten dieser Welt nur hoffen, dass Trump 2.0 eine gemäßigtere Version seiner ersten Regierungszeit werden wird."